Kunsthaus Zürich zeigt «Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie»

Fuessli Allegorie-der-Eitelkeit – © 2023 Kunsthaus Zurich

Vom 24. Februar bis 21. Mai 2023 zeigt das Kunsthaus Zürich den Schweizer Künstler Johann Heinrich Füssli (1741–1825) als intimen Zeichner. Füssli war einer der eigenwilligsten, originellsten und umstrittensten Künstler des achtzehnten Jahrhunderts in Europa.
Der betont individualistische und sensationslüsterne Charakter von Füsslis Kunst spaltete die öffentliche Meinung während seiner gesamten Karriere. Heute wissen wir, was der Mehrheit des zeitgenössischen Publikums zu Füsslis Lebzeiten unbekannt blieb: seine private Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Frauenbild, das stark erotische Züge aufweist.

Fuessli: Dame vor Laokoon – © 2023 Kunsthaus Zurich

AUFREIZEND UND ABGRÜNDIG

Durch die Zusammenstellung von rund sechzig Werken bietet das Kunsthaus Zürich die einmalige Gelegenheit, den Zeichner Füssli in seiner innovativsten und aufregendsten Form zu erleben, als Autor einer faszinierenden Bilderwelt, die sich ebenso aufreizend wie abgründig ausnimmt.

Fuessl: Drei Frauen ein Fenster- verhaengend – © 2023 Kunsthaus Zurich

FÜSSLIS BILD DER MODERNEN FRAU: HERAUSFORDERND, SELBSTBEWUSST

Wo man idealisierte Körper in den anmutigen Posen und Proportionen antiker Statuen erwarten würde, begegnen uns stattdessen Frauen, deren Körper durch steife Mieder, Taillenbänder, gerüschte Ärmel und spitze Schuhe definiert undderen Köpfe von Frisuren der komplexesten und bizarrsten Art gekrönt werden.
Füssli zeigt nicht die unterwürfigen und erotisierten Akte von Malern wie Boucher, Fragonard oder Ingres, sondern seine weiblichen Figuren nehmen eine betont herausfordernde Haltung ein. Selbstbewusst erwidern die Frauen die Blicke der Betrachterinnen und Betrachter oder ignorieren diese gänzlich. In der Regel präsentiert Füssli seine Frauen als Einzelfiguren, die geradezu unnahbar
auftreten. In Gruppen versammelt, können ihre Aktivitäten geheimnisvoll wirken; in erotischen Szenen wiederum scheinen die Frauen stets die Kontrolle zu wahren.

Fuessli: Drei promenierende Damen – © 2023 Kunsthaus Zurich

PSYCHOLOGISCH AUSSAGEKRÄFTIGE WERKE

Im Zuge wissenschaftlicher Versuche, diesen Aspekt von Füsslis Kunst zu erklären – insbesondere seine Besessenheit mit höchst exzentrischen weiblichen Frisuren –, wurden mehr als einmal die Begriffe der Psychoanalyse verwendet,die helfen könnten, einige seiner unbewussten Motivationen zu entschlüsseln.
Seine Darstellungen der modernen Frau als Figur von gesteigerter Macht sollten jedoch nicht unabhängig von den betont männlichen Helden analysiert werden, die Füsslis öffentliche Kunst dominieren: Beide sind gleichermassen symptomatisch für die Ängste der Männer vor einer Destabilisierung tradierter Geschlechterrollen, ein Phänomen, mit dem sich zahllose europäische Künstler und Schriftsteller während des achtzehnten Jahrhunderts beschäftigt.

Fuessli: Halbfigur einer Kurtisane – © 2023 Kunsthaus Zurich

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

Kunsthaus Zürich, Heimplatz, CH–8001 Zürich
Eintritt inkl. Sammlung: CHF 23.–/18.– reduziert und Gruppen. Bis 16 Jahre gratis.

Öffentliche Führungen finden statt samstags 25. Februar, 11./25. März um 11 Uhr
sowie donnerstags 6./20. April, 4. Mai, 11. Mai um 18.30 Uhr.

Unterstützt von der Elisabeth Weber-Stiftung, der Boston Consulting Group sowie von Albers & Co AG. Der Katalog wurde unterstützt von der Wolfgang Ratjen Stiftung, Vaduz.

Quelle: Kunsthaus Zürich, 23. Februar 2023
https://www.kunsthaus.ch/